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Am 8. August erreichen wir das Weiße Meer. Etwa
in der Mitte dieses Kartenausschnittes, gelb eingerahmt, liegt die biologische
Station der MGU. Die nächstgelegene Ortschaft, Kandalakscha, befindet
sich 16 km entfernt in der äußersten Nordwestbucht des Weißen
Meeres. Das offene Meer liegt jenseits der Inseln und Halbinseln weiter
östlich dieser Karte, die trotz ihrer schlechten Lesbarkeit immerhin
einen Eindruck über die Verteilung von Land und Wasser vermittelt.
Das Meer ist die Lebensader, über die alle Transporte erfolgen.
Sogar das Abwaschen unseres Geschirrs praktizieren wir im Meer (3. Bild
von links). Wir reißen dazu ein Büschel großfädiger
Algen von den Steinen ab, das als Abwaschlappen taugt. An die Prozedur
gewöhnt man sich rasch, so ungewöhnlich sie uns am Anfang
erscheinen mag. Am Abend machen wir selbst die Musik, z. B. mit leeren
Flaschen oder auf der mitgebrachten Gitarre.
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Die Gemeinschaftsküche befindet sich zum großen
Teil im Freien, sie wird mit einem eigenen Dieselaggregat versorgt (linkes
Bild). Die Plumpsklos sind im Wald verstreut und kaum zu "überriechen"
(2. Bild von links). Die Fäkalienentsorgung ist eine üble
Sache, aber deutsche Studenten werden für diese Arbeit nicht herangezogen.
Das Workcamp vom August 2005 beginnt mit der Errichtung neuer Toilettenhäuser,
aus vorgefertigten Teilen errichten wir Blockhäuser (3. und 4.
Bild), in denen einmal moderne Toiletten stehen sollen. Bleibt zu hoffen,
dass die Ver- und Entsorgungskonzeption funktioniert, sonst geht man
doch lieber in den Wald.
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Der Möbelbau durch die deutschen Workcamper kann
bereits auf eine unbestrittene Erfolgsgeschichte zurückblicken.
Die Arbeit im Sägewerk ist zwar gewiss nicht jedermanns Sache,
robust und etwas unverzagt sollte man schon sein. Auch gelernte Tischler
machen hier neue Erfahrungen, denn die hiesigen Maschinen (1. Bild von
links) entsprechen nicht den Vorschriften, die man von daheim kennt,
aber sie funktionieren trotzdem, sofern der Generator läuft. Natürlich
brauchen nicht alle Workcamper die gefährlichen Maschinen zu bedienen.
Es gibt auch genügend Handarbeit zu verrichten, bevor die Zimmereinrichtung
mit Tischen, Bänken, Doppelstockbetten und die dazugehörigen
Leitern fertig ist und von einer nachfolgenden Studentengruppe in Besitz
genommen wird (3. und 4. Bild).
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Auch verbleibt ausreichend Zeit, den Biologen über
die Schulter zu schauen und sich bei Interesse selbst ein paar biologische
Kenntnisse anzueignen, das 1. Bild von links zeigt das Laborgebäude.
Oder bei Sonnenuntergang am Strand entlangzulaufen (2. Bild). Oder auf
den Berg zu steigen, wo man im idyllisch gelegenen Moorsee baden kann
und am schwingenden Ufer fast überall auf Sonnentau tritt. Man
muss nicht Biologe sein, um das Besondere dieses Moorsees zu erkennen,
auch naturbegeisterte Workcamper leihen sich gern einmal Stativ und
ein Makroobjektiv (3. Bild von links) und zücken ihre Kameras.
Beim genaueren Hinsehen erkennen wir mindestens drei äußerlich
sehr verschiedene Arten von fleischfressenden Pflanzen.
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Ein Moorsee wie dieser wäre in Deutschland freilich
für Besucher gesperrt oder allenfalls über einen Knüppeldamm
in Teilen erschlossen. Hier dagegen kann man auf Tuchfühlung gehen
und ein klein wenig ausprobieren, wie schnell man einsinkt, sofern man
mindestens zu zweit ist. Denn im Alleingang ist es zu gefährlich
im Moor, und wer von uns kennt schon dessen Besonderheiten und Tücken?
Der Bergsee ist nicht das einzige Moor, auch beim Strandspaziergang
ostwärts von der Station kommt man an ein Moor (3. Bild), wo sich
wiederum fleischfressende Pflanzen tummeln. Und natürlich auf Heidelbeeren,
die es im August vielerorts gibt.
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Nicht jede Baumaßnahme in dieser abgelegenen Gegend
ist eine Investition in die Zukunft, wie das 1. Bild von links zeigt.
Hier hat die Natur eine kleine ehemalige Siedlung fast vollständig
zurückerobert. Aber nicht nur die harten natürlichen Bedingungen
machen das Leben im rauhen Norden schwer. Auch menschliches Versagen
trägt dazu bei. So ist eben mal das Badehaus der biologischen Station
abgebrannt. Statt dessen badet man nunmehr schon seit mehreren Jahren
provisorisch in Zelten (2. Bild). In kleineren Gruppen kann das sehr
lustig sein. Man füllt sich eine Schüssel mit warmen Wasser
und begießt mit einen Trinkgefäß den Körper. Ein
Trinkgefäß ist ein überaus nützlicher multifunktionaler
Gegenstand, den man keinesfalls auf der Reise nach Russland vergessen
sollte! Volleyballer und Fußballer kommen voll auf ihre Kosten,
während Schwimmbegeisterten bei einer Wassertemperatur von ca.
12°C meist rasch die Badelust vergeht.. Eine Polarkreistaufe gibt
es natürlich auch (rechtes Bild), wenn auch ohne Urkunde, hierzulande
zählen ohnehin nur das unmittelbare Erleben und die unvergesslichen
Eindrücke, die man mit nach Hause nimmt.
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