Auf dem Abstellgleis. Einfach abgehängt. Orscha
ist so ein Umsteigebahnhof, wo das ganz normal ist. Auch ansonsten ist
es ganz praktisch, sich der Versorgung durch fliegende Händler
anzuvertrauen. Die Wartezeiten auf größeren Bahnhöfen
ermöglichen das. Es gibt lauwarme, manchmal sogar heiße,
Piroggen (mit Fleisch oder Kraut gefüllte Teigtaschen) und etwas
zu weiches Eis aus Kühltaschen. Das Warm- und Kalthalten der Speisen
funktioniert hier ohne elektrischen Strom dank traditioneller Verfahren,
die Mütterchen machen ihre Sache wirklich gut. Bei Räucherfisch,
Dörrfisch, Krebsen kann auch die Jugend mithalten und legt die
Ware gut sichtbar in flache Schalen. Den Aufwand hat dann der Kunde.
Der Fisch ist richtig lecker, selbst die Gräten sind kein Problem,
denn bis zum nächsten Halt dauert es noch lange. Mancherorts, insbesondere
in der autonomen Republik Karelien werden auf den Bahnsteigen Heidelbeeren
verkauft. Aber dann bitte schön eimerweise! Kleinere Mengen sind
völlig unüblich. Wer darüber sehr traurig und auch sonst
sympathisch ist, bekommt vielleicht kostenlos eine kleine Portion, solange
der Eimer voll aussieht. Das ist wichtig, denn sonst kauft ja keiner.
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Wenn man schließlich von der Fähre aus das Windrad sieht
(1. Bild von links), ist man auf der Biostation angekommen. Ein kleiner
Wermutstropfen: Das Windrad erzeugt schon lange keinen Strom mehr.
Dabei ist Strom wirklich Mangelware auf der Station, denn die Generatoren
fressen Diesel, und der ist teuer. Daher sind die Generatoren die
meiste Zeit über abgeschaltet. Mehr dazu über das Leben
auf der Station erfahrt ihr im Teil 3 des Berichtes.
Bei der Rückfahrt geht es natürlich auch erst mal übers
Meer, denn es gibt keine befahrbare Straße von der Biostation
zur nächstgelegenen Ortschaft in 16 km Entfernung. Man wundert
sich auch nicht mehr, wenn der Anlegeplatz kaum mehr als eine Sandbucht
ist (2. Bild). Immerhin kommt der bestellte Bus. Über die Highlights
der Heimreise - die landschaftlich schöne Kola-Halbinsel, Murmansk
und schließlich St. Petersburg könnt ihr mehr in den Teilen
5 und 6 erfahren.
Irgendwann beginnt der allerletzte Abschnitt und wir halten wieder
in Orscha (3. und 4. Bild), diesmal ganze 4 Stunden auf dem Abstellgleis!
Wir warten auf den Zug aus Moskau, sind aber nicht traurig, dass wir
nicht im Zug sitzen und also nicht vorwärtskommen. Die strahlende
Sonne tut uns gut. Die vergangenen Sommerwochen im Norden waren anders.
Es war meist kühl und bedeckt, zeitweise auch regnerisch. Hitze
haben wir auf dieser Reise nur auf der Hinfahrt und in Moskau erlebt.
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