2. Reisebausteine Barrio La Trinidad 3. Liste der beobachteten Vögel
Die in Costa Rica teilweise noch gut erhalten Primärregenwälder standen im Mittelpunkt der Reise. Eine Kombination von geführten Wanderungen, Bootsfahrten und günstig gelegenen Unterkünften ermöglichte das Eindringen in den Dschungel. Damit konnten wir die Eindrücke unserer vorangegangenen Costa-Rica-Reise von 1995 vertieften und erweiterten. Vor allem wollten wir unserer jüngeren Tochter Anja (12 Jahre) Einblicke in die grandiose Natur ermöglichen, ähnlich wie sie ihre ältere Schwester Ines damals vor 5 Jahren mit uns erhalten hat. Als Hobbyornithologin kann ich mich dem Reiz nicht verschließen, daß mehr als 850 Vogelarten in den verschiedenen Lebensräumen Costa Ricas zu entdecken sind, darunter auch der Quetzal. 158 Arten davon habe ich während der 3wöchigen Tour bestimmen können. Liebe Ornithologen unter euch Lesern, vielleicht habt ihr auch Familie. Dann wißt ihr Reiseziele zu schätzen, an denen jedes Familienmitglied besondere Höhepunkte erleben kann. Wir waren mit der Familie unterwegs und jeder hat seine ganz persönlichen bleibenden Erinnerungen mit nach Hause genommen. Einige davon wollen wir euch hier weitergeben. Die in den Text integrierten Fotos erscheinen beim Anklicken auf 400x600 Pixel vergrößert (ca. 40 kByte).
Cannon
EOS 100 und Cannon EOS 300, Cannon-Objektiv 28-135
mm mit Image Stabilizer, Cannon-Objektiv 75-300 mm mit Image Stabilizer,
Sigma-Objektiv 14 mm. Zur Beachtung: Wir befanden uns im Zeitalter der Analogfotografie !
Die Reise wurde zwischen mir und Enrique, einem deutschen Auswanderer, per Email organisiert und vor Ort den Gegebenheiten angepaßt. Enrique wohnte damals im Zentralen Hochland von Costa Rica und vermietete Zimmer in einem Neubau auf seinem Grundstück. Wenige Meter entfernt wohnte Guillermo, der uns auf 2 Touren insgesamt 10 Tage lang an auserwählt schöne Stellen des Landes geführt hat. Eine bis in´s Detail ausgearbeitete 6-Tagestour zum Nationalpark Corcovado gehörte zu seinem Standardangebot im Netz. Hier nahmen außer uns 5 weitere Gäste und ein zusätzlicher Betreuer teil, da die Gruppe größer war als sonst. Die zweite Tour mit Guillermo sollte individuell nach unseren Wünschen erfolgen. Zugegebenermaßen reisten wir mit anderen Zielvorstellungen an als wir letztlich realisierten. Wir hatten jedoch guten Grund, uns auf Guillermos Empfehlungen einzulassen, denn er kannte die örtlichen Bedingungen und setzte seinen ganzen Ehrgeiz daran, dem Gast für wenig Geld unvergessene Erlebnisse zu arangieren. Anja war in den 17 Jahren seiner Reiseleitertätigkeit das erste teilnehmende Kind. Sie war hochmotiviert und stand den Erwachsenen in nichts nach.
Unser Reiseveranstalter Enrique wohnte unweit des Flughafens im Dorf Barrio La Trinidad auf einem Hang, welcher windexponiert und steil ist. Eine vom Berg aufgenommene Abendstimmung läßt das Tal idyllisch erscheinen. Enrique ermöglichte uns während der Zwischenaufenthalte bei ihm den email-Kontakt nach Hause und sorgte zusammen mit seiner Frau dafür, daß wir nur saubere Wäsche im Reisegepäck hatten. Am Ende von Mehrtagestouren hatte ich das Gefühl, wieder zu Hause angekommen zu sein. Zumindest schrieb ich das so an Ines, und wenigstens für den Augenblick stimmte das auch und war wichtig. Von den geplanten 6 Appartments waren zu unserer Reisezeit 3 fertiggestellt. Wegen der Baustelle (die es jetzt nicht mehr gibt) konnte man keinen Garten voller tropischer Pflanzen erwarten. Dafür war der weite Blick von der Terasse hinunter ins Tal zu jeder Tages-und Nachtzeit wunderschön. Während der Hang von Barrio La Trinidad sonnenverwöhnt ist, zeigt sich der dem Tal gegenüberliegende Vulkan Poas häufig wolkenverhangen. Die regionalen klimatischen Unterschiede innerhalb des Landes sind sehr groß. Während wir auf den nachfolgend beschriebenen Touren teilweise feuchte Kälte und Regengüsse erlebten, war es bei Enrique heiter bis wolkig. Es hätte sich wohl gelohnt, die unmittelbare Umgebung bis zu den nächsten Dörfern zu erwandern, um etwas von der Atmosphäre einzufangen, die so manchen Ausländer hier mitten unter den Einheimischen zum endgültigen Bleiben bewegt, dem flüchtigen Besucher jedoch verborgen bleibt.
Der Nationalpark Corcovado liegt auf der Halbinsel OSA im Süden Costa Ricas. Hier ist ursprünglicher Tieflandregenwald mit ausgeprägten Urwaldriesen unter Schutz gestellt. Wir nahmen an einer geführten 6-Tagestour teil.. Nachfolgend teile ich euch einige Einzelheiten und persönliche Eindrücke mit. Unser Führer Guillermo ist ein Deutscher, der seit 17 Jahren in Costa Rica lebt. Er liebt das Land und seine Menschen und nimmt auf seinen Touren ausschließlich die Leistungen Einheimischer in Anspruch. Die Anreise erfolgte mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wodurch Einblicke in den Alltag der Costaricaner möglich sind.
Für die 6stündige Fahrt mit einem komfortablen
Linienbus in Richtung Panama hatte Guillermo Platzkarten für uns
reserviert. Eine längere Wartezeit beim Umsteigen nutzten wir,
um ein vorzügliches Mittagessen in einer Fischgaststätte einzunehmen.
Den Rest der Strecke ging es mit einem klapprigen Bus weiter, der die
schlechten Schotterpisten dennoch gut bewältigte. In der Rio Sierpe
- Lodge bezogen wir unsere Zimmer mit Blick auf den Fluß. Nach
dem Abendessen erwartete uns der erste richtige Höhepunkt, eine
nächtliche Bootsfahrt. Das Motorboot glitt leise dahin. Im Scheinwerferlicht
erlebten alle Sinne grandiose Eindrücke, wie man sie am Tage nicht
bekommt. Die
Ufervegetation zeigte sich in diesem Licht ausnehmend schön, über
uns leuchtete ein unbekannter Sternenhimmel. Neben dem Schiffsführer
war ein Guide an Bord, der ein besonderes Auge für die Tiere hatte.
Wir
waren immer wieder erstaunt, was er alles entdeckte und uns zeigte.
Die Tierbeobachtungen in diesem Licht waren eine gänzlich neue
Erfahrung. Ich bedauerte, den Fotoapparat in der Lodge gelassen zu haben.
Das Scheinwerferlicht, gekoppelt mit Blitz, hätte gute Aufnahmen
ermöglicht. Neben einer Schleiereule und den anderen im speziellen
Teil genannten Vögeln
sahen wir unseren ersten Wasserläufer, einen Leguanverwandten.
Allerdings entstanden die hier gezeigten Aufnahmen dieser Art (Männchen
grün, Weibchen braun) bei anderen Ausflügen. Wir hörten,
daß Wasserläufer mit 12 km/h über die Wasseroberfläche
laufen können, was wir später zumindest auch ansatzweise beobachten
konnten. Außerdem beobachteten wir 2 Flußboas, einen Waschbären,
2 Beutelratten und ca. 20 Fledermäuse. Trotz der leisen Motorgeräusche
fühlte sich ein Brüllaffe hoch oben im Geäst im Schlaf
gestört und beschwerte sich lautstark. Ein besonderes Erlebnis
war die nächtliche Begegnung mit 1 großen und 2 kleinen Kaimanen.
Der Guide fing den kleinsten mit der bloßen Hand und zeigte ihn
uns aus der Nähe. Wir durften ihn streicheln und waren überrascht,
wie weich sich sein Bauch anfühlte. Das war das beeindruckenste
Erlebnis für unsere Tochter Anja.
Der Morgen erwachte mit Nebel über dem Fluß und Vogelgezwitscher.
Ein Pärchen aus der Familie der Zaunkönige hatte ihr Nest
unter unserem Dach. Von der Terasse aus sahen wir Amazonen, Tangaren,
Königsfischer, Ibisse, Reiher und andere Sumpfvögel. Gleich
nach dem Frühstück stiegen wir in das Boot von gestern. Diesmal
war das Boot reines Transportmittel, welches uns schnell und geräuschvoll
zur Bahia Drake brachte, wo wir in einer einfachen Lodge 4mal übernachteten.
Nach einer Flußfahrt und einer langsamen Fahrt durch die Mangroven
ging es am Pazifik entlang zu einem kleinen Hafen in der idyllischen
Bucht. Auf unserem 10minütigen Fußweg zur Unterkunft liefen
wir teils durch parkartige Hotelanlagen (die wegen ihrer Abgelegenheit
sehr teuer sind), teils am Strand entlang. Nach dem Mittagessen
gab es 2 Stunden Freizeit, wo ich vor allem den Braunen Pelikanen und
Seeschwalben beim Sturzflug in´s Meer zuschaute. Danach führte
uns Guillermo zu einem Wasserfall, in dem wir ein erfrischendes Bad
nahmen. In unserer Bucht konnte man auch sehr gut im Meer baden, aber
meist fehlte uns einfach die Zeit dazu. Täglich gegen 17:30 Uhr
versammelten sich Papageien auf dem Berg über unserer Lodge, wo
die Sonne am längsten schien. Man konnte sie bis zum völligen
Einbruch der Dunkelheit hier beobachten, was ich mir keinen Abend entgehen
ließ.
Frühmorgens zeigte sich mit aller Deutlichkeit, daß unsere Lodge extrem gut für Ornithologen gelegen ist. Den Papageienberg bevölkern jetzt diverse Kleinvögel. Besonderer Andrang herrscht an einem Baum mit trompetenförmigen weißen Blüten. Den Nektar naschen vor allem Kolibris, Honigfresser und zuweilen auch andere Arten. Somit war die Lage der Lodge einzigartig und garantierte selbst bei knapp bemessener Zeit viele interessante Vogelbeobachtungen. Die bevorstehenden Touren sollten fast die gesamte helle Tageszeit in Anspruch nehmen, deshalb verdient der genannte Aspekt besondere Erwähnung. Unsere einfache Unterkunft hatte noch einen weiteren Vorteil. Man hörte wenig Zivilisationsgeräusche. Nach Sonnenuntergang wurde ein Notstromaggregat eingeschaltet, welches gegen 20:30 Uhr wieder abgeschaltet wurde. Für den Rest der Nacht war man auf Kerzenschein oder Taschenlampen angewiesen. In den teuren Hotels nahe am Hafen hört man abends die Stromaggregate und tagsüber die Kreissäge. Sicher zur Enttäuschung vieler, die ein paar Tage "Natur pur" erleben wollen. In einer so abgelegenen Gegend wie der Bahia Drake darf es nicht verwundern, wenn die Hoteliers ihre Einrichtungsgegenstände direkt vor Ort aus den umgebenden Urwaldbäumen herstellen lassen. Aber wer denkt schon an so etwas bei der Buchung einer Urwaldlodge ? Heute machten wir eine 17 km lange Wanderung teils durch den Wald teils am Strand entlang. Dabei hatten wir unterschätzt, wieviel Trinkwasser wir unterwegs brauchen würden. Unser Weg führte an der biologischen Station Marenco und an einem Ara-Schutzgebiet vorbei. Da die Mandeln gerade die erforderliche Reife erlangt hatten, durften wir darauf hoffen, nahrungssuchende Arakangas (Hellrote Aras) an den Mandelbäumen zu erleben. Leider hatte ich das große Pech, am Ende der Gruppe gewesen zu sein, während den anderen sehr schöne Arakanga-Beobachtungen aus nächster Nähe gelangen. Ich sah die 3 Exemplare nur noch flüchtig. Unser Ziel war eine Flußmündung, an der wir Picknick machten und uns in aller Ruhe beim Baden im Flußwasser erfrischten. Für 5 Dollar (bzw. bei Guillermo im Preis inclusive) konnte man ein Boot mit Führer mieten und sich ein Stück flußaufwärts bewegen, was zu Fuß praktisch nicht möglich war. Der einheimische Bootsführer versuchte uns einen Braunschnabeltukan hoch oben im Geäst zu zeigen. Alle 6 Bootsinsassen haben ihn mehrere Minuten selbst mit Fernglas vergeblich gesucht, einer sah ihn schließlich wegfliegen. Ich machte die zweifellos interessante Erfahrung, daß man sogar einen derart auffälligen und großen Vogel im Urwald übersehen kann. Da wir später noch mehrere Vertreter dieser Art zu Gesicht bekamen, empfand ich im Nachhinein dieses Negativ-Erlebnis geradezu als Bereicherung. Auf
dem Rückweg gelang es uns, neben dieser Art 2 Exemplare eines Waldtukans
- genauer gesagt, des Halsband-Arassaris - an
einzelstehenden früchtetragenden Bäumen in einem großen
Privatgrundstück aus der Ferne zu beobachten. Weiter
ging es durch den Regenwald. Ein besonderer Höhepunkt war ein unermüdlich
balzender Kolibri in Augenhöhe vor uns im Wald. Seine Aufmerksamkeit
gehörte einem Weibchen, welches auf einem Zweiglein unter ihm saß
und ihn fortwährend beobachtete. Auf der Höhe der Station
Marenco erlebten wir eine Gruppe von Kapuzineraffen, eines davon trug
ein Junges auf dem Rücken. Nahe unserer Unterkunft hörten
wir Arakangas aus dem Urwald rufen. Ein Leguan lag vom Alkohol benommen
an einem Baum und diente als Fotomodell. Es hieß, daß er
gegorene Früchte gefressen habe, was natürlicherweise manchmal
vorkommt. Gerade noch rechtzeitig kam ich zur Ankunft der kleinen Papageien
auf unseren Berg und genoß den rotangehauchten Sonnenuntergang
über der Bucht.
Nach dem Frühstück bestiegen wir das Boot, welches uns zur Insel Caño übersetzte. Die 300 ha große Insel ist von Regenwald bedeckt und im Innern 110 m hoch. Bei der Überfahrt hielten wir nach Delfinen und fliegenden Fischen Ausschau. Wir sahen beides - jedoch nur von fern. Ein Delfin sprang hoch aus dem Wasser. Auf der Insel angekommen, ging es zuerst in den Regenwald, wo in der Nähe der Bergspitze rätselhafte Steinkugeln herumliegen, die von präkolumbianischen Indianern angefertigt wurden. Guillermo zeigte uns schlafende Langohrfledermäuse in einem ausgehöhlten Baum. Die Freizeit am Strand wurde zum Baden und Schnorcheln genutzt. Unser reichhaltiges Picknick lockte einen Wasserläufer an. Er hatte es auf Brötchen abgesehen, die wir ihm gern abgaben. Auf der Rückfahrt ging ein Thunfisch an die Angel, den wir zum Abendessen verzehrten.
San Pedrillo ist eine Station der Nationalparkverwaltung. Hier am Strand rasten auffallend viele Pelikane, auf den felsigen vorgelagerten Inseln zählte ich 140 Exemplare. Im Regenwald wurde die Gruppe geteilt. Wir gingen mit unserem zweiten Führer zunächst den Bergpfad entlang, die anderen wurden von Guillermo durch eine feuchte Niederung geführt. Auf dem Rückweg wurde der jeweils andere Weg eingeschlagen. Wir bewegten uns sehr vorsichtig und sahen insgesamt 5 Aguitis, die alle sehr scheu waren. Wir hörten Brüllaffen, Arakangas, Tukane und Vertreter aus der Familie der Hokkohühner, ohne eines dieser Tiere zu sehen. In einem sehr feuchtem Teil des dunklen Regenwaldes sahen wir 1 Pärchen versteckt lebender Nacktkehlreiher aus der Familie der Tigerreiher. Unser Weg führte teilweise auch am Strand entlang, wo wir auf die Begegnung mit Arakangas hofften. Da diese zunächst ausblieben, entschloß ich mich, am Strand zu bleiben, während ein Teil der Gruppe noch ein gutes Stück in den Wald vordrang, um denselben Weg wieder zurückzugehen (2 Stunden). Dieser Teil der Wanderung soll anstrengend gewesen sein, die Mühen wurden aber durch den Anblick einer der giftigsten Schlange Costa Ricas belohnt. Selbst für Guillermo, der ständig unterwegs ist, war das ein ausnehmend seltenes Erlebnis. Unterdessen sah ich während meiner 2stündigen Freizeit ca. 800 Pelikane in Trupps von meist 20-50 Exemplaren in Richtung San Pedrillo die Küste entlangfliegen. 3 Paare Arakangas zeigten sich zeitweilig. Obgleich die Entfernung zu ihnen recht groß war, beeindruckte insbesondere das Flugbild durch seine Farbenpracht und Eleganz. Auf dem Rückweg zur Station war der zu überquerende
Fluß bei der Station durch die Flut stark angeschwollen. Guillermo
half uns, den nunmehr schultertiefen Fluß zu durchqueren und transportierte
unsere optischen Geräte in einem Müllsack über seinem
Kopf unversehrt auf die andere Seite . Nach einem reichlichen Picknick
ging es für diejenigen, die trotz knapper Zeit noch zum Wasserfall
wollten, im Laufschritt dorthin. 15 Uhr kam das Boot, welches uns zur
Bahia Drake zurückbrachte.
Ein letztes Mal ging ich bei Tagesanbruch auf den Berg. Eine kleine Papageienart, eine Amazone tauchte ihren Kopf weit hinein in eine Blüte meines Lieblingsbaumes und fraß deren Inneres. Wie an den vorangegangenen Tagen stellten sich wieder Kolibris und Nektarvögel ein. Ich blickte zur aufgehenden Sonne über dem Regenwald und hinunter zur Bucht, die noch etwas im Dunst lag . Etwas wehmütig verließ wenig später die herrliche gelegene Bucht. Hier habe ich eine aufregende und glückliche Zeit erlebt, die ich nie vergessen werde. Die Heimfahrt war anstrengend. Erst nach 20 Uhr trafen wir bei Enrique ein und hatten noch zu tun mit Vorbereitungen für die nächste Tour mit Guillermo, die morgen beginnen sollte. Wir stellten unser Reisegepäck für die nächsten 4 Tage zusammen. Die schmutzige Wäsche übergaben wir Enriques Frau. Schon am nächsten Morgen hatten wir zu unserer Überraschung alles frisch gewaschen und getrocknet zurück.
Eigentlich war für die nächsten 4 Tage eine Bootstour auf dem Grenzfluß zu Nicaragua sowie in den Nationalpark Tortuguero vorgesehen. Aus Witterungsgründen hat uns Guillermo jedoch dringend davon abgeraten. Als Alternative schlug er eine Fahrt zum Vulkan Arenal und dem Feuchtgebiet Caño Negro vor. Wir ließen uns überzeugen. Da wir auf dem Rückweg zu den Hängebrücken im Monteverde-Nationalpark wollten, nahmen wir jetzt schon den für später vorgesehenen Mietwagen in Empfang.
Unsere Unterkunft für die nächsten 3 Nächte befand sich in La Fortuna, einem quirligen Ort unterhalb des Vulkans Arenal. Angesichts der ungünstigen Wetterlage sahen wir den Vulkankegel weder heute noch an den Folgetagen. Er war vollständig im Dunst oder in einer Regenwolke eingetaucht. Wir fuhren den Umweg über Quesada. Sehenswert ist
der Stadtpark mit aus Heckenpflanzen geschnittenen Tiermotiven und einer
Kirche. Bei Ankunft bei den Cabinas las Palmas in La Fortuna gegen
13 Uhr waren dort die Pferde für uns gesattelt. Ein großes
Lob gebührt den Pferden, die sich von unserer mangelnden Reiterfahrung
nicht irritieren ließen. Den ganzen Tag schon war es regnerisch,
aber während der Reittour wurden wir kaum naß. Wir ritten
durch Kulturlandschaft und sahen unterwegs den in Kolonien brütenden
Montezuma-Stirnvogel an einem Nistbaum mit beutelförmigen hängenden
Nestern. Am Parkplatz vor dem Wasserfall banden wir die Pferde an und
stiegen die steile Schlucht hinab. Die ungebändigte Natur stand
im völligen Kontrast zu der ausgeräumten Kulturlandschaft,
der man rund um die fruchtbaren Vulkane allerortens begegnet. Einen
solchen Anblick hätten wir nicht erwartet . Nicht nur der Wasserfall
als solcher war großartig sondern auch der umgebende Wald.
Gegen 17 Uhr waren wir zurück und irgendwie ein bißchen
stolz darauf, daß es mit dem Reiten so gut gegangen ist.
Das Tierschutzgebiet Caño Negro (9969 ha) liegt im Norden Costa Ricas unweit der Grenze zu Nicaragua. Der Lago Caño Negro liegt in der Mitte des Sumpfgebietes. Er nimmt während der Regenzeit ungefähr 800 ha ein, während der Trockenzeit verschwindet er größtenteils. Wenn der Wasserstand erst einmal unter ein bestimmtes Niveau abgesunken ist, dauert es bis zur nächsten Regenzeit, bis Boote wieder in das Gebiet hineinfahren können. Trotzdem kommt jeder Besucher auf seine Kosten, denn der Zugang zum Reservat entlang des Rio Frio ausgehend vom Grenzort Los Chiles ist außergewöhnlich reizvoll. Genau genommen ist bereits der Weg das Ziel. In La Fortuna bieten zahlreiche Reiseveranstalter Tagestouren an. Wir checkten bei Aventuras Arenal für 40 $ pro Person ein. Mit einem komfortablen Reisebus ging es zunächst für 2 Stunden durch liebliche Kulturlandschaft. Unterwegs entdeckte der örtliche Reiseleiter ein schlafendes Zweifingerfaultier und hielt den Bus an. Auch ein ziemlich weit weg sitzender Regenbogentukan war ein Grund zum Halten. Obligatorisch ist eine Fotopause am Leguanbaum . Dieser Baum am Flußufer ist voller Leguane, denn die Tiere werden von der benachbarten Gaststätte gefüttert. Dies erfolgt nicht ganz uneigennützlich, denn zuweilen wird ein größeres Exemplar zur Bereicherung der Speisekarte geschlachtet. Gleich beim Einschiffen in Los Chiles gingen mir wieder die Augen über, ich wünschte mir einen 360° Rundumblick, denn überall strotzte es nur so voll Leben. Neben Sumpf- und Wasservögeln finden hier vor allem verschiedene Eisvögel geeigneten Lebensraum. Bezüglich der Einzelheiten zur reichhaltigen Vogelwelt verweise ich auf den speziellen Teil am Ende des Berichtes. Wir fotografierten einen Kapuzineraffen bei hektischer Nahrungsaufnahme an den Früchten einer Palme, er schien die Beute vor den Artgenossen verteidigen zu wollen. In den Baumkronen tobten 3 Brüllaffen. Die wohl interessanteste Beobachtung für mich war ein fressendes Zweifingerfaultier, bei dem ich mir die Bewegungsabläufe eigentlich noch langsamer vorgestellt hatte. An einem schrägen Baumstamm hingen 13 Langnasenfledermäuse in Reihe und Glied, ohne den Hinweis des Führers hätten wir sie auf jeden Fall übersehen. Nicht zu übersehen waren ein Kaiman und vor allem 3 leuchtend grüne Männchen des vorzeitlich wirkenden Wasserläufers. Hier entstand auch das Foto zur Illustration der nächtlichen Bootsfahrt auf dem Rio Sierpe. Die Ufervegetation war abwechslungsreich. Auf einer Pflanze wuchsen oben Orchideen und weiter unten Bromelien. Nach der bisherigen Schilderung gewinnt man leicht eine paradiesische Vorstellung von der Gegend. Leider sind diese Zeiten vorbei, denn rundum ist der Regenwald abgeholzt und in Viehweide verwandelt worden. Lediglich ein sehr schmaler Uferstreifen blieb erhalten, der jetzt unter strengem Schutz steht. Affen und Faultiere bekommt man gerade deshalb so leicht zu sehen, weil die Tiere nicht ausweichen können. An einigen Stellen gibt die weniger dichte Ufervegetation den Blick auf die Viehweide frei, anderswo hört man die Kühe im Hintergrund. Trotz der überwältigenden Tierbeobachtungen bleibt somit ein Wermutstropfen zurück. Nicht alle Besucher werden den Betrug merken. In unmittelbarer Nähe des Caño Negro ändert sich die Landschaft. Wir genossen den weiten Blick in das ausgedehnte Sumpfgebiet des Caño Negros, dessen Rand wir mit dem Boot erreichten. Hier war das Reich der Waldstörche, Ibisse und Rosa Löffler, während die unterschiedlichsten Reiherarten am Flußufer zu beobachten sind. Wenig später begannen wir ein Picknick am Ufer, der einsetzende Regen vertrieb uns dann aber in´s Boot. Wir hatten dennoch Glück, denn während der Hin- und Rückfahrt regnete es nicht. Bei Regen wird die Plane heruntergeklappt, durch die man kaum etwas erkennt. Das wechselhafte Wetter sorgte für stimmungsvolle Bilder. Diesen gelungenen Tag beendeten wir mit einem Bad in
den heißen Quellen am Fuße des Vulkan Arenals. Zunächst
nieselte es, später regnete es in Strömen. Jörg konnte
gerade noch rechtzeitig einen US-Amerikaner davon abhalten, im Schutze
unseres Regenschirmes zu verschwinden, den wir gerade erst in La Fortuna
gekauft hatten.
Eines sei vorangestellt: Ohne Guillermo hätten wir dort keinen Regenwald vermutet, und so einen ausnehmend schönen gleich gar nicht. Die Bäume waren von zierlicher Gestalt und überreichlich mit Moosen und Bromelien bewachsenen. Schon die Anfahrt erschien ungewöhnlich. Man muß die Hotelanlage Los Lagos durchqueren. Dafür bezahlt man 6 $ Eintrittsgebühr und darf alle Freizeitanlagen nutzen, d.h. in den kalten und beheizten Becken schwimmen, Kaimane besichtigen und im Wassergarten spazierengehen, wo sich Kleinvögel tummeln.Vorerst fuhren wir eine Schotterstraße noch 3 km weiter hinauf und kamen an einen Campingplatz. Dieser war weitläufig unter großen Bäumen angelegt und am Ufer eines See gelegen, der bei schönem (und Jörg auch bei schlechtem) Wetter zum Baden einlädt. Vom Campingplatz aus führen mehrere ausgeschilderte Wanderwege in den Regenwald.
Zunächst nahmen wir den Weg zu den Lavafeldern.
Unterwegs sahen wir mehrfach Rostbauchguans, die zu den Hokkohühnern
gehören. Kräftige Beine erlauben es diesen großen Baumvögeln,
entlang der Äste zu laufen und von Ast zu Ast zu springen, wobei
die kurzen gerundeten Flügel und der relativ lange Schwanz zur
Balance genutzt wird. Witterungsbedingt bekamen wir ansonsten kaum Tiere
zu Gesicht. Der Pfad führte uns am steinigen Hang hinauf und hinunter. Es
regnete mal mehr und mal weniger, der Regenwald zeigte dadurch ein ganz
besonderes Flair und wir fühlten regelrecht, daß erst der
Regen den Wald zu dem macht, was uns so fasziniert. Leider fiel ich
auf dem Rückweg ausgerechnet in der Hotelanlage Los Lagos in voller
Bekleidung in´s Wasser und erlebte deshalb auch nicht die von
Guillermo und Anja beobachteten 5 Regenbogentukane. An den kaskadenartigen
Wasserläufen waren der häufige Bentevi sowie der schlichte
Nationalvogel Costa Ricas, die Gilbdrossel (Turdus grayi) aus
der Nähe zu beobachten.
Wieder änderten wir unseren Plan. Das Wetter versprach nichts Gutes. Im Monteverde Nationalpark war Regen angesagt, es kommt vor, daß man kaum die Hand vor Augen sieht. Ursprünglich wollten wir in aller Frühe aufbrechen, um von den Hängebrücken und Plattformen einen Blick auf den vielgerühmten Nebelwald auch mal von den oberen Etagen zu bewundern. Stattdessen orientierten wir auf eine Wanderung mit Guillermo im Nebelwald des Vulkans Poas, der praktisch auf dem Heimweg lag. Um neue Eindrücke zu gewinnen, fuhren wir einen völlig anderen Weg zurück als wir hergekommen waren. Auf der Straße Richtung Tigra machte Jörg plötzlich eine Vollbremsung. Ursache war eine Dosenschildkröte, die eiligst über die Straße lief. Wir hoben sie auf und wollten sie gerade zum Flußufer hinunter tragen, als Dorfbewohner gestikulierend auf uns zukamen. Guillermo meinte, die Einheimischen könnten die Schildkröte essen wollen und schlug vor, das Tier bis zum nächsten Fluß mitzunehmen, was wir dann auch taten. Nach einigen Fotostopps in der üppig grünen triefend nassen Landschaft mit kleineren Wasserfällen kamen wir in die "Kulturlandschaft". Hier tat so mancher Blick weh, die Abholzung der Regenwälder war und ist auch in Costa Rica Realität. Ausgedehnte Teile der Landschaft sind leergeräumt und für Ackerbau längst nicht mehr zu gebrauchen. Mehr der Vollstängigkeit halber wurden einige Motive auf den Film gebannt. Es war heiß und staubig, die Motive waren karg und bedrückend. Umso größer war die Verblüffung, als uns am Eingang zum Nationalpark Poas eisige und feuchte Kälte entgegenschlug. Plötzlich fühlte ich mich richtig krank. Unglücklicherweise hatte ich wegen des gestrigen ungewollten Bades keine trockene lange Hose mehr. So fuhren wir gleich zu Enrique nach Barrio La Trinidad, wo die Sonne schien, die uns jetzt guttat. Nachdem wir gerade noch gefroren hatten, wurde es uns nun schon wieder zu heiß, weshalb wir unseren Spaziergang auf den Berg erst kurz vor Sonnenuntergang begannen. Der Sturm wirbelte uns Sandkörner in´s Gesicht. Eine Erholung war das nicht, aber die eher geringen Mühen wurden mit wunderschönen Lichteffekten bei Sonnenuntergang und einem Regenbogen belohnt. Zum Abendessen waren wir bei Guillermo eingeladen, von dem wir uns nun verabschiedeten. Wir hatten in ihm einen kundigen Führer und Helfer in allen Dingen des täglichen Lebens. Nicht nur die Touren sondern auch seine Persönlichkeit werden wir stets in allerbester Erinnerung behalten.
Wir
nahmen endgültig Abschied von unseren Gastgebern in Trinidad und
fuhren dem nächsten Höhepunkt unserer Reise entgegen, einer
Quetzal-Finca im Bergnebelwald in der Nähe des Cerro de la Muerte
(auf deutsch "Berg des Todes"). Eine Vorbestellung ist erforderlich,
neuerdings ist das per email möglich (recajhi@sol.racsa.co.cr).
Kurzfristige Buchungen sollten besser telefonisch vorgenommen werden
(+506)-381-8456. Die etwas abenteuerliche Adresse lautet "Carretera
Interamericana Sur Kilometro 70". Die
gut ausgeschilderte Abfahrt konnten wir wirklich nicht verfehlen, da
das letzte Dorf auf dem Weg dorthin das Ortsschild Trinidad trug, wo
unsere Reise begonnen hatte. Es gibt in Costa Rica viele Ortsnamen doppelt
oder mehrfach. Ein riesiges mit dem Quetzal bedrucktes Hinweisschild
an der Panamericana ließ keinen Zweifel aufkommen, daß wir
unserem Ziel ganz nahe sind. Vom Parkplatz im Tal stiegen wir auf die
halbe Höhe des Hanges, wo sich Gaststätte und Rezeption befinden. Die
Unterkünfte sind am Hang verstreute Finhütten, von denen wir
die oberste zugewiesen bekamen. Wir verließen uns darauf, daß
unser Gepäck im Auto sicher ist und nahmen nur die Tagesrucksäcke
mit. Wenn wir vorher gewußt hätten, was uns die kommende
Nacht erwartet, hätten wir unser Gepäck anders zusammengestellt
oder wenigstens noch nach Ankunft gleich umgepackt. Eigentlich hätten
wir beim Betreten der Hütten um 14 Uhr stutzig werden müssen,
als uns eine eisige Kälte von innen entgegenschlug.
Aber
wir fieberten unserer Wanderung entgegen. In der Rezeption erhielten
wir eine örtliche Wanderkarte. Nach einer anfänglichen Fehlorientierung,
die Anja zum Glück bemerkte, gingen wir den gut gekennzeichneten
Wanderweg entlang und genossen wunderbare Blicke in´s Tal. Viele
üppig mit Bromelien behangene Bäume luden zum Verweilen und
Fotografieren ein, weshalb Jörg manchmal zurückblieb, und
wir an einem Aussichtspunkt warteten. An einer solchen Stelle machte
ich ihn auf einen interessanten Baum aufmerksam, der etwas weiter entfernt
stand. Dieser weckte sein Interesse. Jörg ging abseits des Weges
zum Baum und rief überrascht "Quetzal !" Unerwartet hatte er 2
Exemplare aufgescheucht. Er wußte, daß sich ein Männchen
in der Nähe niedergelassen hatte, ohne daß wir es jedoch
im Blätterwald erkennen konnten. Als wir standen und warteten,
kam uns aus der anderen Richtung eine US-amerikanische Schulklasse mit
einheimischem Führer entgegen. Auf die einzige Frage des Führers,
ob wir einen Quetzal gesehen hätten, zeigte Jörg auf die Stelle,
wo einer sitzen müßte. Kurz darauf flog er vor unser aller
Augen ein paar Meter auf und ließ sich an einer Stelle nieder,
wo man ihn je nach Wind mehr oder weniger zwischen den Blättern
erkennen konnte. Er
flog noch 2-3 mal auf und landete jeweils auf einem der benachbarten
Bäume. Schließlich blieb er in gebührender Entfernung
von uns sitzen. Sehr vorsichtig näherte ich mich dem Vogel, um
eine Aufnahme zu machen. Da außer mir noch viele andere den Vogel
beobachten wollten (der Führer reichte inzwischen sein Fernglas
herum), konnte ich kein Risiko eingehen und verringerte nach einigen
Aufnahmen den Abstand nicht weiter. Jörg und Anja arbeiteten
sich langsam und vorsichtig zu mir vor und waren beim Blick durch das
Fernglas entzückt. Der Vogel saß ganze 20 Minuten auf der
Stelle, wobei die Schwanzfedern manchmal im Wind schaukelten. Nachdem
ich eine Reihe von Trogonen gesehen habe, war ich vom zierlichen Gesichtsausdruck
der Männchen überrascht, dessen kräftiger Schnabel durch
die allseitig abgespreizten Kopffedern kleiner wirkt als er tatsächlich
ist. Auf den meisten Abbildungen ist dies richtigerweise auch so dargestellt.
Das gilt nicht für das Weibchen, welches die Verwandschaft zu den
Trogonen auf Anhieb erkennen läßt, wovon ich mich am nächsten
Morgen überzeugen konnte. Völlig gelöst sahen wir dem
nächsten Tag entgegen. Den noch ausstehenden längeren Rückweg
des Rundwanderweges hatten wir unterschätzt, denn es wurde rasch
dunkel. Die zahlreichen Kolibris im Wald registrierten wir schnellen
Schrittes nur flüchtig. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir
die Unterkunft.
Vor
dem nächsten Highlight erwartete uns noch eine böse Überraschung.
Nachts war es so kalt, daß wir trotz der vorhandenen Decken ohne
Zögern in kompletter Tagesbekleidung (lange Hosen, Pullover, darunter
noch ein T-Shirt) zu Bett gingen. Da ich nicht warm wurde, plünderte
ich den Inhalt aller Rucksäcke und hörte selbst dann noch
nicht auf zu frieren, als ich bereits 4 Strümpfe übereinander
angezogen hatte. Wie gern hätte ich jetzt die Lederjacke von Jörg
übergezogen, die im Koffer des Autos eingeschlossen war. Ohne Taschenlampe
erschien mir aber jeder Versuch zwecklos, im unbeleuchteten Gelände
mein Ziel zu erreichen. Wahrscheinlich hätten die freilaufenden
Hunde mir zusätzlichen Ärger bereitet. So war ich froh, als
der Tag anbrach und ich die ungemütliche Nacht beenden konnte.
Der Himmel war heiter, das allein war schon Grund zur Freude in dieser
rauhen Gegend, wo Nebel und Regen zur Tagesordnung gehören. Gegen
6.30 Uhr formierte sich unsere Gruppe zur Quetzal-Führung, die
glücklicherweise mit nur 6 Personen außer dem Führer
sehr klein war. Die Schulklasse aus den USA machte sich bereits zur
Abreise fertig.
Unser Führer war ein anderer als der gestrige, er sprach kaum Englisch, was aber nicht entscheidend war. Er kannte die Nahrungsplätze und verstand es hervorragend, die Rufe des Quetzals zu immitieren. Nach einiger Zeit antwortete ein Vogel. Wenig später sahen wir mit Hilfe des Führers den ersten "Göttervogel". Es war ein Männchen, dem die langen Schwanzfedern komplett fehlten. Wir sollten ihn zum Ende der Tour noch einmal sehen, falls es nicht noch eine zweite solch verstümmelte Schönheit in der Gegend gab. Weitere 5 Männchen mit kompletten Schwanzfedern und 3 Weibchen bekamen wir einzeln oder paarweise zu Gesicht. Die weniger auffälligen Weibchen sahen wir ausschließlich in der Gesellschaft eines Männchens. Vielleicht haben wir einige übersehen, da sie bei weitem nicht so auffallen wie Männchen. Allerdings sollte man nicht erwarten, die Männchen ohne weiteres zu finden. Einerseits sind die Bäume dicht belaubt und können die Vögel verdecken. Andererseits sieht man die rote Bauchfärbung nicht immer. Man muß das grüne Rückengefieder erst einmal vom Grün der Blätter unterscheiden lernen, was jedoch nach der ersten Beobachtung mühelos gelingt, weil es sich fest einprägt. Ein interessanter Nebeneffekt tritt nunmehr regelmäßig auf, wenn wir im Sommer zu unserer Laube fahren, wobei wir eine Ampel vor grünem Hintergrund passieren: Das Leuchten der grünen Ampel vor Laubwald erinnert promt an den Quetzal. In Costa Rica waren wir jedesmal hingerissen, einen dieser Vögel im Fernglas zu betrachten bzw. zu fotografieren (was jedoch nicht besser gelang als gestern). Die Beobachtungen waren keineswegs so langandauernd wie die gestrigen, denn die Vögel waren jetzt in ihrer Hauptaktivitätsphase. Sie wechselten häufig den Standort und entzogen sich wieder rasch unserem Blick. Die Wahrscheinlichkeit, Quetzale zu Gesicht zu bekommen, soll morgens nahezu 100 % betragen, was ich mir durchaus vorstellen kann. Wir erlebten die schönen Vögel kaum näher als gestern, aber dafür zahlreicher und ganz anders, nicht ruhend sondern beim Fressen der Avokadofrüchte oder beim Festigen der Paarbeziehung. Nach 90 erlebnisreichen Minuten ging es zum Frühstück mit Reis, Rührei und schwarzen Bohnen. Inzwischen waren wir auch mit unserer kleinen Gruppe bekannt geworden, einem US-Amerikaner und einem Ehepaar aus Luxemburg. Letztere kamen von der Pazifikküste und fuhren weiter zu Enrique, wo sie nach einer Übernachtung eine Tour mit Guillermo antreten wollten. Welch ein Zufall, wir fuhren in die umgekehrte Richtung und trafen uns an dieser einsamen Stelle mitten im Bergnebelwald. Ich nutzte die Gelegenheit, um Enrique zu schreiben, der auf meinen Wunsch hin sogleich meinen Freunden und Verwandten zu Hause eine email schickte.
Den Abschluß unserer Costa-Rica-Reise bildeten 6 Tage Strandurlaub am Pazifik im Hotel Punta Leona. Der besondere Reiz dieses Hotels liegt in der Weitläufigkeit der Anlage, welche außer dem eigenen Strand sowohl parkartiges Gelände mit altem Baumbestand als auch 300 ha Wald einschließt. "Alten Bekannten" wie den Blattschneideameisen begegnet man häufig. Anja entdeckte eine eher unscheinbare Termitenstraße mit Wächtern zu beiden Seiten. Teile des Waldes sind durch Regenwaldpfade erschlossen, die allesamt wenig begangen werden. Der "Gigant trail" ist besonders zu empfehlen, da er auf nur 900 m mit einer Vielzahl von Urwaldriesen beeindruckt. Trotz der geringen Strapazen ist auch dieser Pfad außerhalb der regelmäßigen naturkundlichen Führungen praktisch menschenleer. Das hängt sicherlich mit dem streng reglementiertem Befahren der Hotelanlage zusammen, wo an beiden Seiten des 4 km langen Zufahrtsweges eine Sperre besteht, an der die Zugangsberechtigung kontrolliert wird. Trotzdem ist ein Befahren der Anlage auch ohne konkrete Übernachtungsabsicht möglich. Das haben wir vor 5 Jahren erkundet und legten damit den Grundstein für den diesjährigen Aufenthalt in Punta Leona. Angeregt von einer Luftbildaufnahme aus dem Katalog eines großen Reiseveranstalters machten wir uns ein erstes eigenes Bild von den hoteleigenen Naturschönheiten. Den
Komfort, der natürlich seinen Preis hat, lernten wir erst in diesem
Urlaub kennen. Die hoteleigenen
Internetseiten informieren darüber. Den Wohnbereich Selvamar,
ein recht schattig gelegenes Bungalowdorf am Waldrand, können wir
unbedingt weiterempfehlen. Die Vegetation ist im Vergleich zu den anderen
Unterkünften schöner und vielseitiger. Besonders hervorzuheben
sind früchtetragende Bäume, auf denen uns später die
Beobachtung von Braunschnabeltukanen gelang, welche durch auffällige
Rufe auf sich aufmerksam machten. Zuweilen sahen wir eine Familie Eichhörnchen
herumtoben oder einen Leguan auf eines der Flachdächer springen,
dessen Ankunft man auch von drinnen hören konnte.
Nahezu täglich zwischen 6.15 Uhr und 8.45 Uhr werden
vom Hotel ornithologische Führungen angeboten. Meine Teilnahme
erwies sich als Reinfall, weshalb ich keinen weiteren Versuch unternahm.
Wir bewegten uns ausschließlich auf der Hauptstraße der
Hotelanlage, wobei nicht gerade wenig einfahrende Autos das Ambiente
störten. Wegen des Arbeitsbeginns der zahlreichen Hotelbeschäftigten
ist diese Störung vorhersehbar. Enttäuschend war auch, daß
der Führer kein Vogelbuch dabei hatte und lediglich die englischen
Namen nannte, wo ein deutscher Tourist nicht unbedingt eine Vorstellung
hat, nach welchem Vogel er im entfernten Baumwipfel oder im dichten
Blattwerk eigentlich suchen soll. Die Art der Führung war ganz
offensichtlich auf amerikanisches Publikum mit Vorkenntnissen ausgerichtet.
Außer den Flügelgeräuschen der Manakins habe ich nichts
Wissenswertes erfahren und keinen erwähnenswerten Vogel gesehen.
So mußte ich mich doch auf Alleingänge konzentrieren und
habe zwar so manche Art nicht bestimmen können, dafür aber
wahre Überraschungen erlebt, z. B. als sich ein fürchterliches
Knacken im Unterholz eines trockenen Sekundärregenwaldes als ein
Rotbauchguan entpuppte, den wir bereits aus dem Bergregenwald vom Arenal
kannten.
Außerhalb der Hotelanlage bot sich der nahegelegene
Nationalpark Carara für einen oder mehrere Ausflüge an. Von
der vielgepriesenen Straßenbrücke über den nahegelegenen
Rio Tarcoles gelangen uns je nach Tageszeit Krokodilbeobachtungen von
bis zu 18 Tieren unterschiedlicher Aktivität. Im eigentlichen Nationalpark
wählten wir den gekennzeichneten Wanderweg in Form einer Acht,
der eine beeindruckende Vegetation offenbart. Infolge des dichten Pflanzenwuchses
sind Sichtbeobachtungen von Tieren nicht einfach. Die hier vorkommenden
Arakangas hörten wir immerhin, auch die Brüllaffen waren nicht
zu überhören. Schließlich gab ein Fluß den Blick
nach oben frei und ich hatte das Glück, einen Königsgeier
über mir kreisen zu sehen. Anja konnte ein Agouti ganz in der Nähe
fressend beobachten, wobei es die Nahrung in die Vorderpfoten nahm. Da
wir das Tier bisher nur sehr heimlich bzw. schnell weglaufend erlebt
hatten, bin ich auf Anjas Zeichen wegen Fotografieren leider nicht sofort
eingegangen. Ich glaubte einfach nicht an die Chance, ein gutes Bild
machen zu können. Zur selben Zeit fotografierte ich einen Trogon.
Deshalb gelang mir nur noch ein schlechtes Foto vom flüchtenden
Agouti. Schade, sonst hätte ich es hier gezeigt, denn es hat eine
gar merkwürdige Gestalt und so wenig Ähnlichkeit mit den uns
vertrauten Tieren, obgleich es zu den Meerschweinchenverwandten gehört.
Wir wurden im Regenwald häufig damit konfrontiert, daß sich
lange Zeit kein Tier zeigte. Plötzlich sah und hörte man viele
Tiere gleichzeitig und wünschte sehnlichst, den Augenblick viel
länger festhalten zu können.
Einer der Hotelgäste hatte es gezielt auf das Fotografieren
von Trogonen abgesehen. Wir kamen in´s Gespräch, als ich
ihn zum zweiten Mal auf dem Waldweg gleich hinter dem Wohnbereich Selvamar
mit Stativ und Kamera stehen sah. An diesem Standort hatte er bereits
4 Arten von Trogonen beobachtet und wartete nun auf eine günstige
Gelegenheit, die schönen Vögel auf den Film zu bannen. Der
bewaldete Hang war in den frühen Morgenstunden von der Sonne beschienen,
so mancher Vogel suchte sich eine sonnige Singwarte. Man selbst konnte
an vielen Stellen im Schatten stehen und Vögel beobachten. Trotz
der unmittelbaren Nähe zu den Unterkünften habe ich niemals
einen weiteren Menschen außer uns beiden auf dem befahrbaren Waldweg
gesehen, welcher glücklicherweise für Fahrzeuge mittels Leine
gesperrt war. Ich habe nicht verstanden, warum der Führer der ornithologischen
Touren die Besucher nicht hierher führte.
Von den 3 durch Felsnasen voneinander getrennten Stränden
auf insgesamt 2,5 km Länge ist die Playa Blanca besonders zu empfehlen.
Er ist ein Bilderbuchstrand mit weißem Sand und verschiedenen
schattenspendenden Bäumen, die nahtlos in den angrenzenden Wald
übergehen. Regelmäßig
gegen Sonnenuntergang suchen Trupps von Nasenbären diesen Strand
nach Freßbarem ab und lassen sich von Besuchern gern füttern,
was Anja mit Begeisterung getan hat . Wir
beobachteten bis zu 18 Tiere gleichzeitig, darunter mehrere Junge, die
durch eigenartiges Zwitschern schon von weitem zu hören sind. Die
Nasenbären haben es gelernt, die Mülleimer umzukippen, zweifellos
eine Plage für die Hotelverwaltung. Am nächsten Tag sind die
Spuren der Verwüstung wieder beseitigt. Obwohl man sich hier eher
von halbzahmen Tieren umgeben glaubt, gewinnt man interessante Einblicke
in das Sozialverhalten innerhalb der Gruppe. Außerhalb dieser
allabendlichen Aktivität scheinen die Tiere eine normale Scheu
vor den Menschen zu empfinden. Zweimal hatte ich das Glück, ein
Einzeltier auf Bananenpflanzen bei der natürlichen Nahrungsaufnahme
zu beobachten. Bei einer Begegnung im strandnahen Wald zeigte ein aufgespürter
Nasenbär dieselbe Fluchtreaktion wie in anderen Teilen Costa Ricas,
wo die Art weniger regelmäßig mit dem Mensch in Berührung
kommt.
Am Wochenende wird der sonst nur mäßig frequentierte Strand Playa Blanca von Costaricanern bevölkert, die hier auch die aufgestellten Grillgelegenheiten benutzen. Das gesamte Flair erinnert stark an den Nationalpark Manuel Antonio, den wir vor 5 Jahren besuchten (Jörg auch diesmal). Im Unterschied zum Nationalpark wurde ich in Punta Leona köstlich versorgt und brauchte zum Schlafen den Park nicht zu verlassen. Also ideale Bedingungen für einen gleichermaßen erholsamen und erlebnisreichen Urlaub. Am schönsten war die leider viel zu kurze Zeit zwischen Tag und Nacht. Wenn die Nasenbären am Wochenende wegen Menschenandrang am Strand erst nach Sonnenuntergang erscheinen, sehen sie aus wie kleine Teufelchen. Mehrmals erlebten wir intensiv rot gefärbte Sonnenuntergang über dem Pazifik. Endlich wird es köstlich kühl, und unbekannte Sterne schmücken das Firnament. Auch der Mond scheint nicht derselbe zu sein wie jener, den wir aus der Heimat kennen. Wie ein kleines Boot im stillen See, so liegt er über uns. All die fremden Eindrücke nennen zu wollen, wäre ein hoffnungsloses Unterfangen. Nahrung für die Seele ist reichlich vorhanden. Wenn wir schon bei Superlativen sind, so sage ich ganz unter uns: Nur Corcovado ist noch schöner. Aber das sollen nur Naturfreunde wissen, die meinem ganzen Bericht bis hierher gefolgt sind, weil die Schönheit des Corcovado-Nationalparks in seiner Ursprünglichkeit liegt, die unbedingt der Nachwelt erhalten bleiben soll. |