Norwegen-Streiflichter 19.7.-2.8.2002

Teil 2: Einunndalen

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Warum denke ich wohl an "Ein-und-alles", wenn ich Einunndalen höre? Das Wort bezeichnet ein riesiges Flusstal mit eingelagerten natürlichen Seen und Stauseen, vielseitig und zu groß zum vollständigen Erwandern. Zwar gibt es an den beiden Zufahrten der Mautstraße eine Informationstafel, aber Insiderwissen ist hilfreich. Hans weiß z. B. , dass der Rauhfußbussard direkt an der Staumauer Junge großzieht und kennt auch andere gute Beobachtungsplätze. Einige Ornithologen kommen vor allem wegen den kleinen korkleichten Odinshühnchen. Allein die Fahrt auf der Mautstraße ist das Geld wert, von erhöhten Punkten wird den Blick frei auf eine riesige Sumpflandschaft mit dem darin mäandrierenden Fluss. Und plötzlich tauchen Seen wie Augen in der Landschaft auf, welch ein grandioser Anblick! Beim näheren Hinschauen sehen wir Kraniche kilometerweit entfernt. Wenn wir nicht gerade ihren melancholischen Ruf vernommen hätten, wären sie für uns unsichtbar geblieben.

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Von der Hauptstraße gelangt man an 2 Abzweigungen nach Einunndalen und kann also eine Runde fahren.
Eine Augenweide, dieser Fluss! Die natürliche Dynamik prägt ihn und die Landschaft.
Nicht eingezwängt in Schotter, ist er frei, nach Belieben sein Bett zu wechseln, den Naturkräften folgend.
Die melancholische Rufreihe des Rotschenkels passt vorzüglich in die menschenleere Gegend.
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In diesem Felsvorsprung der Staumauer ist der Horst des Rauhfußbussards angelegt.
Wir haben Glück, die Jungen zu sehen, denn sie sind bereits so groß, dass sie das Nest bald verlassen werden.
Bei der Beute handelt es sich durchweg um Lemminge, ein gutes Jahr für den darauf spezialisierten Räuber.
Außerdem beobachten wir die emsigen Flugübungen der Nestlinge.
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In Erwartung von - vielleicht - Odinshühnchen machen wir einen Abstecher zu einem See.
Als wir zur Brücke kommen, ist diese schon besetzt mit Familie Mink, die hier einen Spielplatz betreibt.
Vorfahren dieser aus Amerika stammenden Säugetierart sind aus Pelztierfarmen entkommen.
Der Mink gehört somit zu den Neozooen, den tierischen Neubürgern.
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Unterwegs entdecken wir staunend, dass die hier brütenden Kraniche "Schmutzfinken" sind, die sich zur Tarnung mit Erde vollschmieren.
Leise pirschen wir uns an den See heran, auf dem Hans Odinshühnchen vermutet, welche durch Abwesenheit glänzen.
Im Weidendickicht füttert ein Blaukehlchenweibchen seine bettelnden Jungen.
Überhaupt begegnen wir vielen Blaukehlchen. Wenn ich wiederkomme, dann im Frühling, um den Gesang der Männchen zu hören.
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Das Gleitufer- Zeugnis der natürlichen Flussdynamik - wird gern von Schnepfenvögeln zur Nahrungssuche aufgesucht.
Auf dem Rückweg nähern wir uns erwartungsvoll der Brücke - und müssen uns diesmal mit uns selbst begnügen.
Von der Straße aus sehen wir nochmals ein Kranichpärchen, trotz der Entfernung ist auch hier das erdgetünchte Kleid zu erkennen.
Bevor wir das Gebiet verlassen, ziehen ausgeprägte Flussschlingen mich in ihren Bann, der Durchbruch naht, das Bett ist nicht für die Ewigkeit.

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