Norwegen-Streiflichter 19.7.-2.8.2002

Teil 3: Fossheim

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Der Weg ist ein Bach.
Zu Beginn des Aufstieges lenkte Hans mit seinem derben Wanderschuh die schmalen Wasserläufe an mehreren Stellen um. Die Rinnsale hatte er früher selbst angelegt, damit nach dem Regen das Wasser abläuft und man wandern kann. Ein einziges Pferd macht alles kaputt, und das Wasser fließt dann wieder den Wanderweg entlang und igroriert die vorbereitete Abflussrinnen.
Der Bach ist also ein Weg, nicht irgendeiner - sondern unser Weg nach oben. Na das kann ja heiter werden, dachten wir.

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Netzweide1996.psd-eingescannt
Oben angekommen waren Flechten artenreich und landschaftsbestimmend.
Zusammen mit dem Gestein und den Blütenpflanzen bildeten sie reizvolle Kontraste.
Das soll ein Baum sein? - JA, - der kleinste hier heimische: die Krautweide
Gehören die samtweichen grünen Blätter (der Netzweide) auch einem Baum?
1996 hatte ich die sogenannte Netzweide (letztes Foto) aufgenommen, von der Hans sagte, sie wäre der kleinste einheimische Baum.
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Die Zwergbirke kann jedenfalls auch ganz gut mithalten.
Die Grauweide wird im Sommer gern vom Elch gefressen, verrät uns Hans. Wo das Tier wohl steckt?
Der Goldregenpfeifer machte seinem Namen Ehre: Er ist vorn Gold, es regnete und pfeifen tat er auch.
Nach endlosem Wandern standen wir unerwartet vor einem Haus am See: Fossheim.
Fossheim - eine Anglerhütte fernab der Zivilisation. Vergibt man einen Namen für eine Hütte im Nirwana? Wir hatten ja schon erfahren, dass der Ort Sletten nach der hier ansässigen Familie Sletten benannt wurde, aber eine Hütte, in der keiner richtig wohnt? Hans freute sich über die gelungene Überraschung und holte seine Angel hervor. Das hätte er lieber nicht tun sollen. Nicht nur, dass kein Fisch gebissen hat, denn vom Anglerglück hing unser Abendbrot nicht ab. Anne hatte vorsorglich eingekauft. Im See beobachteten wir ausgiebig ein Pärchen Odinshühnchen mit 6 kleinen Jungen (für ein Foto waren die kleinen Vögel zu weit weg), die lenkten uns so ab, dass die Angel vergessen wurde, und weiter ging es bergauf zum Gipfel.
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Der Vorteil des Aufstieges war die Aussicht. Wir sahen, dass hinter Fossheim noch ein See liegt...
... und daneben noch ein weiterer, diesmal ein kugelrunder, ein Auge auf der Hochebene.
Endlich merkte Hans, dass er seine Angel vergessen hat. Anja erleichterte seinen Rückweg um den Rucksack.
So erreichten wir den Gipfel und machten es uns dort gemütlich, wenn man das bei so viel Wind denn so nennen kann.
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Wir machten eine kleine Rast auf dem stürmischen Gipfel. Anja war jetzt im Vorteil mit ihren Windschutz - Rucksäcken auf Brust und Rücken.
Inzwischen kam auch Hans mit der Angel.
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Auf der anderen Seite des Berges bekamen wir bald Sletten zu sehen und waren erstaunt, wie nahe es ist.
Und das Objekt oben rechts kannten wir doch auch schon aus der Nähe - trotz der endlos weiten Wanderung!
Und da war die Schlucht, neben der wir"unseren" Lemming vor dem Rauhfußbussard retten wollten.
Selbst ein Elch mit stattlichem Schaufelgeweih mit 20 Enden zeigte sich zum Abschluss der Tour in der Bildmitte.
Haben Sie den Elch erkannt ? Nun ja, ich wollte ihn noch besser in´s Bild bringen und das lief so ab: Der Anblick des Elches bei 40facher Vergrößerung im Fernrohr von Hans ließ uns die Strapazen der Wanderung und alle Müdigkeit vergessen. Wenn sein Mittelteil manchmal äsend in Grauweide halb verdeckt war, konnte man denken, es wären 2 Tiere. Unter Hans´Anleitung schlichen wir uns an, bis wir in das Sumpfgebiet kamen, in dem der Elch äste. Dort bemächtigten wir uns der Weidensträucher als Deckung, indes war die eigene Fortbewegung durch den Sumpf erheblich erschwert. Hans hatte einen Plan und führte uns von Grasbülte zu Grasbülte zu einer erhöhten sandigen Stelle. Dort bekamen wir endlich wieder eine gute Sicht - aber der Elch hatte sich inzwischen klammheimlich davongestohlen. Und die Moral von der Geschichte: Man soll den Elchen nicht nachlaufen sondern besser diejenigen fotografieren, die einem in die Arme geflogen kommen. Sie denken, die gibt es nicht? Nun, das hatte ich natürlich auch gedacht, Sie befinden sich also in guter Gesellschaft, aber das Unglaubliche passierte: Eine Dreiergruppe Elche lief später in Slettahut direkt auf uns zu, aber ich Ahnungslose habe die geweihlose Elchkuh mit ihren 2 Jungen für Pferde gehalten und kein Foto geschossen. "Schuld" sind die freilaufenden Pferde im Dovrefjell. Dass ich Elche so schlecht kenne, ist ja noch verzeihlich. Aber wenigstens hätte ich Pferde besser kennen sollen, um auszuschließen, dass es solche waren.

 

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