Chinesische Gewässerlandschaften - Teil 2

Li, Yangtse und mehr - Reisebericht 16.10.-30.10.2001

 
Reisebericht- Teil 1: Einführung und Städte
Reisebericht Teil 2: Li-Fluss und Karstlandschaft 
hier klickenLi-Flussfahrt
hier klickenRikscha-Fahrt
hier klickenGuillin am Li 
Reisebericht Teil 3 : Yangste-Kreuzfahrt und Staudamm
Zusatzinformationen Yangtse-Staudämme
Landschaften aus der Vogelperspektive (Yangtse-Umland)
Tierisches
 
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Bildbeispiel Rikscha-Fahrt
Bildbeispiel Rikscha-Fahrt

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Flussfahrt auf dem Li

Die Region um Guillin in Südchina wird von Kennern als die schönste Landschaft unter dem Himmel bezeichnet. Guillin mit seinen Kegelbergen am Li-Fluss war die Inspiration für die klassischen chinesischen Landschaftsbilder mit ihren fantastisch geformten Gipfeln, übersät mit Pinien und kleinen Pavillons, die häufig von einem Nebelschleier umhüllt sind. Dichter und Maler haben die besondere Schönheit der Landschaft schon seit Tausenden von Jahren in ihren Werken verewigt. Die Berge ragen direkt aus der Ebene empor. Untersuchungen zu Folge war das Gebiet um Guillin vor 370 Millionen Jahren noch ein ausgedehntes Meer. Später zog sich das Meerwasser durch die Hebungen der Erdkruste zurück, hinzu kamen die Verwitterungen und Erosionen. So entstanden viele Gipfelwälder und alleinstehende Gipfel aus Kalksteinen sowie Höhlen mit Stalagtiten und Stalagmiten. Eine ausgesprochen schöne und große Tropfsteinhöhle in Guillin ist die Schilfrohrflötenhöhle, die wir besuchten.

Die Tour zum Li-Fluss begann um 8 Uhr mit einer Busfahrt. Unterwegs machten wir an Reisfeldern mit Karstbergen im Hintergrund einen Fotostop. Das Interessanteste hierbei war, dass ich unerwartet Augenzeugin wurde, wie eine Frau mit 2 Körben, die über ihrer Schulter am Bambusstab hingen, in eine künstliche Vertiefung stapfte und darin Wasser holte. Wohin sie das Wasser brachte, weiß ich nicht, menschliche Behausungen waren weit und breit nicht zu sehen.

 
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Wasserholende Bäuerin
Die Spiegelungen der Karstberge gehören zu den überwältigenden Eindrücken auf dem Li.
Die Kiesbänke zeugen von einer naturnahen Dynamik.
An wenigen Stellen sieht man auffallend ausgeprägte Buhnen zur Verbesserung der Schiffahrt.


Um 10 Uhr legte unser Schiff im Konvoi mit anderen Touristenschiffen ab und eine 4stündige aufregende Fahrt abwärts des Li-Flusses begann. Bei Niedrigwasser fuhren wir 65 km flussabwärts. Anfangs gab es einen Stau, es hieß, ein Fahrzeug wäre auf Grund gelaufen. Gut möglich, wir sahen häufig die Gewässersohle und ausgedehnte Kiesbänke. Den Schiffsführern wurde hohes Können abverlangt. Die Fahrrinne war nicht bezeichnet, es wäre wohl auch sinnlos gewesen, denn sie unterlag einer stellenweise sichtbaren natürlichen Dynamik. Buhnen und Leitwerke zeugten indes an mehreren Stellen vom Flussausbau im Interesse der Schifffahrt. Wahrscheinlich hätte unser Schiff ohne diese Maßnahmen nicht die komplette Strecke fahren können.


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Der Konvoi von Fahrgastschiffen findet zwischen Buhnen und Leitwerken ausreichend Wasser unterm Kiel.
Hier ist die Schiffahrtsrinne (links) durch ein naturnahes Leitwerk von Kiesbänken und algenreichen Flachwasserbereiche abgetrennt.
Stellenweise bieten breite Kiesufer einen wirkungsvollen Kontrast zu den Kegelbergen.
Das Erinnerungsfoto in solch grandioser landschaft ist ein Muss.
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Die offenen Küchen am Heck der Fahrgastschiffe sind praktisch.
Ein Fischerboot liegt harmonisch in der Landschaft.
Bau von Uferbefestigungen zum Hochwasserschutz.
Fast unsichtbar sind die wenigen Siedlungen am Wasser.


Am Flussufer sieht man ausgesprochen wenige und auch nur kleine Siedlungen. Die Hochwassergefahr ist wohl zu groß angesichts der relativ niedrigen Schutzmauern. Einmal machte uns der Führer auf Unterkünfte für Rucksacktouristen aufmerksam. Wer dort Urlaub macht, hat die Chance zu erleben, was auf unzähligen chinesischen Malereien abgebildet ist: Morgen- und Abendstimmungen am Li-Fluss, Wolken, Nebel und Wasserspiegelungen der Berge und die traditionelle Kormoranfischerei in Aktion. Nach alter Tradition werden die Kormorane am Li-Fluss zum Fischfang für den Menschen abgerichtet. Der Kormoranfischer fährt in der Dämmerung oder in der Nacht mit seinem Bambusboot auf den Fluss, vorn auf dem Boot stehen die Lampen, deren Schein die Fische angelockt. Die Kormorane werden vom Fischmeister an langen Leinen geführt. Sie schwimmen neben dem Boot und tauchen munter auf und ab. Wenn ein Kormoran etwas gefangen hat, hat er ein Problem. Sein Hals ist am unteren Teil so zugeschnürt, dass nur winzige Fische durchrutschen. Die größeren Fische bleiben ihm regelrecht im Hals stecken. Der Kormoran bleibt dann still auf dem Wasser liegen. Der Fischmeister zieht ihn an Bord, öffnet den Schnabel und die Beute purzelt an Bord. Dann wird der Kormoran wieder in den Fluss geworfen. Um in diesem Zustand selbst satt zu werden, sind sie auf ihren Gefährten angewiesen.
Der Li-Fluss oder im chinesischen Li-Jang heißt "klarer Fluss". Wir erfuhren, dass es außer Leichtindustrie hier keine nennenswerte Industrie gibt. Die am Li-Fluss gelegene Stadt Guillin hat in den letzten 10 Jahren 7 Klärwerke als Joint Venture mit österreichischen Firmen gebaut. Allerdings sehen die Wasserläufe in der Stadt nicht gerade klar aus, auch nicht das eigentliche Flussbett am Elefantenrüsselberg, dort sollten wir morgen noch hinkommen. Auf der heutigen Fahrt hatte der Fluss jedenfalls seinen Namen verdient. Im klaren Wasser sahen wir neben Wasserbüffeln auch Kinder baden, erstaunlicherweise nur einmal, obwohl Sonntag war. Selbst hätten wir es auch gern getan. Der Wasserbüffel ist ein pflegeleichtes Tier, welches in China hauptsächlich als Arbeitstier beim Pflügen benutzt wird. Es heißt, dass er am frühen Morgen selbst aus dem Stall geht, um am Abend allein wieder nach Hause zu kommen. Auch ein fünfjähriges Kind soll in der Lage sein, eiine Herde von Wasserbüffeln ins Dorf zurückzuführen.


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Siedlung mit vorgelagerten Fischerbooten, auf denen Kormorane sitzen.
Blick auf dieselbe Siedlung, im Vordergrund Hausenten, Hausboote und Kormorane.
Ein Mädchen führt an der Leine 2 Wasserbüffel zur Nahrungsaufnahme.
Diese weidenden Wasserbüffel sind unbeaufsichtigt.
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Kormoranfischer im typischen Bambusboot
Auch Kinder lenken geschickt das Bambusboot
Chinesin im Bambusboot
Angler in Bambusbooten


Wir freuten wir uns über die glücklichen 4 Stunden bei schönem Wetter und guter Sicht, ein grandioser Anblick jagte den anderen. Ich war überrascht, dass die Landschaft auf der gesamten Fahrt und nicht nur an wenigen Stellen bilderbuchähnlich war. Wer bei dunstigem oder regnerischem Wetter unterwegs ist, geht auch nicht leer aus. Er sieht vielleicht, wie ein Gipfel nach dem anderen aus dem weißem Schleier emportritt.
Mittagessen wurde an Bord eingenommen, deshalb hatte ich mich beim Einstieg um exzellente Sitzplätze mit hervorragender Aussicht bemüht. Tatsächlich haben wir sie kaum genutzt. Wegen der besseren Rundumsicht hielten wir uns die meiste Zeit stehend am oberen Deck oder auf dem kleinen Vorderdeck auf. Draußen war es hochsommerlich warm. Bei 35 °C war ich mit T-Shirt, kurzer Hose und Sonnenhut bekleidet an Deck. Drinnen sorgte die Klimaanlage für viel Kälte, weshalb man sich bei jedem Wechsel umziehen musste oder Gefahr lief, krank zu werden. Angesichts der atemberaubenden Landschaft fiel die Entscheidung für den Stehplatz in der Hitze leicht. Jörg hat heute 12 Filme verknipst !
Die freilebende Vogelwelt war auf dem 65 km langem Li-Abschnitt äußerst spärlich. Die größte Überraschung waren 2 Eisvögel. Ich sah keinen Reiher, keinen Watvogel, keine Möwe und keine Seeschwalbe. Die Enten und Gänse waren entweder eindeutig Hausgeflügel oder zumindest Abkömmlinge von diesen. Die Zahl der Kormorane erreichte keine Hundert, außerhalb der Ortschaften bzw. der Fischerboote sah ich nur einen einzigen. Das Kormoranfischen in Aktion haben wir wohl wegen der ungeeigneten Tageszeit nicht beobachten können. Die Tiere dösten nur herum.

 
Rikscha-Fahrt über die Dörfer


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Die Fahrt mit der Motorrikscha erweiterte unseren Horizont.
Bewässerungssystem
Felder, Wasserbüffel und Kegelberge
Auch im Hinterland gibt es Wasser.
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Fruchtbare Felder in abwechslungsreicher Landschaft
In der Vergrößerung sind die Motorrikschas gut erkennbar.
Blick von einer Straßenbrücke. Im Vordergrund: Entenzucht und Felder
Blick von derselben Straßenbrücke auf Fischteiche


Die meisten unserer Gruppe hatten während der Schifffahrt eine fakultative Motor-Rikscha-Fahrt durch die ländliche Gegend gebucht. Zwar war diese sehr laut und wirbelte viel Staub auf, aber die Einblicke in die Landschaft und das Leben der Bauern machten diese Unannehmlichkeit allemal wett. An Haltepunkten gab es leider viele lästige Verkäufer, darunter auch viele Schulkinder, die am heutigen Sonntag die Touristen regelrecht verfolgten. Insgesamt waren die Leute so aufdringlich, dass ich beim Filmwechsel leider den Apparat zu früh geöffnet habe und den ganzen Film versaut habe. Sonst gäbe es hier noch mehr Bilder....


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Nebenfluss des Li
Zwischen den Karstbergen ist die Erde flach und fruchtbar.
Ackerbau am Fuße der eigentümlichen Kegelberge.
Jörg gelang ein Schnappschuss aus dem fahrenden Bus ( Image Stabilizer, 300 mm)

 
Gewässer in der Stadt Guillin

Unsere im Hotelprospekt abgebildete Unterkunft täuscht eine herrliche Lage an einem See vor. Tatsächlich handelte es sich um einen künstlich angelegten Teich, was überhaupt eine Spezialität der Chinesen ist. Während unseres Aufenthaltes war das Wasser abgelassen. Hervor trat eine Schlammfläche, von der man annehmen könnte, dass sie Nahrung für Limikolen und andere Vögel bietet. Allerdings sah ich nie dort einen Vogel. Wiederum bestätigte sich der Eindruck, dass es in China kaum freilebende Vögel gibt.
Nicht nur direkt vor unserem Hotel sondern auch in der Nachbarschaft wurde eine vorhandene künstliche Seenkette erneuert. Der Karte nach handelte es sich ursprünglich um einen Altarm des Li-Flusses. Ein naturnahes Gewässerufer schien weit entfernt von den Vorstellungen der Chinesen zu liegen. Der Uferweg war keineswegs idyllisch aber lehrreich. Arbeiter schleppten Mutterboden in Körben, die sie wie in alten Zeiten an Bambusstangen über die Schulter hängen lassen. Jeder Quadratmeter Erde wurde künstlich gestaltet. Ich sah den radikalen Schnitt an Bäumen und Sträuchern. Gleichzeitig wurde die gemauerte Uferbefestigung an einigen Stellen völlig erneuert, wodurch mir das Ablassen des Wasser verständlich erschien.

Unsere Reisegruppe bestieg den direkt am Li-Fluss gelegenen Fuboberg im Zentrum Guillins. Er ragt allein aus der Ebene empor. Seine Höhle ist malerisch und still. Die hervorgehobene Lage versprach einen grandiosen Überblick über die Stadt, unten ist eine Aufnahme beigefügt.

Der außergewöhnlichste Berg innerhalb der Stadt hat die Form eines Elefanten, der seinen Rüssel in den Fluss taucht. Daher rührt sein Name: Elefantenrüsselberg. Sein Besuch gehörte nicht zum Programm, wir hatten jedoch eine Stunde Freizeit ganz in der Nähe. Meine Aufmerksamkeit erregten die durch Buhnenverbau ausgeprägten Stillwasserzonen mit übermäßigem Algenwachstum. Dahinter lag eine Vielzahl von Fahrgastschiffen. Um noch andere Blicke zu erhaschen, besuchte ich den gebührenpflichtigen Park, in welchem sich der Zugang zum Elefantenrüsselberg befindet. Eine Touristenattraktion sind die geschmückten Bambusboote, mit denen man unter dem Elefantenrüssel hindurchfahren oder Fotos von den Fischern mit ihren abgerichteten Kormoranen machen kann. Dazu reichte die Zeit nicht und vielleicht war es kurz vor Sonnenuntergang überhaupt schon zu spät. Jedenfalls waren hier keine Leute. Ich habe das nicht als Nachteil empfunden, denn durch mehrfache Eisvogelbeobachtungen und anderweitig interessante Eindrücke vom Flussufer wurde ich ausreichend für mein Kommen belohnt.


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Das von uns besuchte Guilliner Landschaftsmalereiinstitut lag selbst inmitten einer malerischen Gartenlandschaft.
Lotosblüten
Typischer Wassergarten im Landschaftsmalereiinstitut
Marmorboot als Gestaltungselement
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Guillin: Blick vom Fuboberg auf die Stadt am Li
Flachwasserbereiche am Li und Fahrgastschiffsanleger. Im Hintergrund die Stadt Guillin
Gleich am Parkeingang überraschte mich ein Eisvogel mit seiner Anwesenheit auf einer gemauerten Uferbefestigung.
Touristenattraktion: geschmückte Bambusboote mit Kormoran. Im Hintergrund: Teil des Elefantenrüssels

Von einem Lebensmittelmarkt in Guillin berichte ich an anderer Stelle.

 


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